Herausforderungen in Zeiten der Pandemie gibt es für nahezu alle Bevölkerungsgruppen unseres Landes. Zu eben jenen gehören auch die Studierenden, die oftmals den Start ins Erwachsenenleben wagen und deren Studium sich essentiell von dem ihrer Vorgänger unterscheidet. Wir wollen darlegen, wie sich das Studium in diesen Zeiten verändert hat und auch einen Ausblick wagen. Was wird bleiben von den Veränderungen, die nun eingetreten sind und wo wird man schnell wieder in die vermeintlich Normalität zurückkehren?
Wie ist die Situation für Studierende in Deutschland?
Was vor Jahren nicht vorstellbar gewesen ist, ist heute an einigen Universitäten des Landes tatsächlich Realität. Dort gibt es Studierende, die beispielsweise im dritten Semester studieren und noch keine einzige Veranstaltung der Universität im Präsenzverfahren erlebt haben. Nicht wenige Lehrorte setzen seit Beginn der Pandemie komplett auf das Unterrichten im Onlinemodell und es ist derzeit alles andere als absehbar, wann hier wieder Präsenzveranstaltungen stattfinden können und werden. Es soll hier keine Gewichtung stattfinden, jedoch ist wohl nicht zu bezweifeln, dass hier der ursprüngliche Geist des Studiums ein ganz Anderer geworden ist. Ebenfalls schwierig ist es für Studierende, die nun zum wiederholten Male in ein Semester gestartet sind, dessen Veranstaltungen im Präsenzmodell und mit gewissen Einschränkungen angedacht sind, im Laufe jedoch drohen, in ihrer Form hin zum Onlinemodell verändert zu werden. Besonders betroffen sind Studierende, bei denen seit Beginn der Pandemie ein Praktikum oder gar ein Auslandsaufenthalt angestanden hätte. Hier kommt es nach wie vor zu Verzögerungen bis hin zur Unmöglichkeit der Durchführung, was die Studienzeit am Ende verlängern wird. Praktika in Betrieben oder beispielsweise Schulen, die selbst mit Corona zu kämpfen haben, sind, wenn Sie durchgeführt werden können, von anderer Intensität als im Vorfeld von Corona.
Vielfältig und different wie das Bildungssystem selbst
Eine besonders große Rolle, bei der Beantwortung der Frage, wie Studierende durch die derzeitige Corona-Zeit kommen, spielt die Universität sowie das Bundesland, in welcher eben jene verortet ist. In unserem föderalen System war es ohnehin immer schon von besonderer Bedeutung, wo man studiert und welche Einrichtung besucht wird. Nun ist diese Bedeutung nochmal angewachsen, da die unterschiedlichen Regelungen und Maßnahmen in den Ländern stets eine Rolle bei der Ausgestaltung des Studienlebens hatten und weiterhin haben. Neben den gesetzlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen sind es auch Überzeugungen und Handlungswege, die an den einzelnen Universitäten bevorzugt wurden, welche für Studierende heute eine große und wichtige Rolle spielen. Hierbei ist es sehr individuell, ob vorsichtiger Maßnahmen von Studierenden als richtig betrachtet wurden oder ob man sich bereits mehr Präsenz gewünscht hätte. Ebenso verhält es sich bei einer offensiveren Haltung der Universität, die die jeweiligen Öffnungssschritte vollends nutzen wollte.
Zurück zum selbstbestimmten Lernen mit neuen Möglichkeiten?
Grundsätzlich ist in jedem Fall festzuhalten, dass positive Effekte ebenfalls vorhanden sind, wenn wir über universitäres Lernen in Zeiten der Pandemie nachdenken. Vor allem das Maß an Selbstbestimmung und freiem Arbeit konnte in dieser Zeit wieder neu entdeckt werden. Schließlich sind Professoren und Dozenten von der intrinsischen Motivation der Studierenden abhängig, wenn die Lehrveranstaltung auf digitalem Wege dennoch als Austausch gelingen soll und keinen reinen Vorlesungscharakter haben mag. Projektorientiertes Arbeiten, in welchen die Studierenden ihre Präferenzen setzen und eigene Schwerpunkte ausarbeiten können, eignen sich in Phasen des digitalen Lernens in besonderem Maße.
Wird die Digitalisierung bleiben oder geht man wieder zurück?
Seit vielen Jahren prophezeien Experten einen bevorstehenden Umbruch der Arbeitswelt, der durch die Digitalisierung herbeigeführt wird. Chancen und Risiken dieser Entwicklung sind in gleichem Maße vorhanden. Nun scheint die Pandemie nicht nur im beruflichen Umfeld, sondern insgesamt für die Gesellschaft ein Katalysator gewesen zu sein, welcher selbige vorantreiben konnte. Da fanden sich Studierende mit Dozenten in Videokonferenzen wieder, welche im Vorfeld nie ein ähnliches Tool nutzten und mit dem Umgang keineswegs vertraut waren. Es bleibt abzuwarten, welche Aspekte der Digitalisierung auch nach der Pandemie bleiben und wo man zurückkehren wird, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren entscheiden. Dass die komplette Entwicklung sich zurückdrängen lässt, scheint dabei absolut unmöglich zu sein. Studierende und Lehrende werden in Zukunft in der Kommunikation, in der Durchführung der Veranstaltungen sowie in der Bewertung und Abgabe von Leistungen stets mehr auf digitale Wege setzen, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Denkbar ist auch ein anhaltendes Modell, in dem sich Präsenz- und Digitalveranstaltungen abwechseln. Finden beide sicherlich für sich berechtigten Wege ihren Platz, so ist vielleicht gar das Optimum erreicht.
So gelingt das Studium auch in diesen schwierigen Zeiten
Junge Menschen, die in ihr Studium starten, freuen sich in aller Regel vor allem auch auf die gemeinsamen Erlebnisse, die sie mit ihren Mitstudierenden teilen können. Wenn nun viele Aktivitäten nicht in Frage kommen und beispielsweise Partys über eine lange Zeit undenkbar gewesen sind, so hilft der Austausch untereinander doch ungemein. Deshalb scheint es ratsam zu sein, sich in Lern- und Austauschgruppen zu treffen. Ob dies digital oder in Präsenz stattfindet, sei dabei vollkommen den Studierenden überlassen. Gleiche Sorgen in einer schwierigen Zeit zu teilen, allein dies kann dazu führen, dass wir uns verstanden fühlen und am Ende zu einem besseren Gefühlsbild kommen. Auch das Vertrauen auf bessere Zeiten ist ein Mittel. Hierbei handelt es sich um eine Emotion und ein Gefühl, welche es nicht leicht einfach aufzubauen gibt. Dennoch kann die Vergewisserung helfen, dass auch diese Phase einmal ein Ende haben wird. Das Studium vieler Studierender wird dann noch all das bringen, auf das sie sich einst so sehr gefreut haben.